„Na, da möchte ich auch mitfahren!“ Lachend winkt eine Frau am Gartenzaun
den beiden gut gelaunten Fahrgästen in der Rikscha zu. „Wir starten am
Bauernmarkt!“, ruft ihr die Radlerin über die Schulter zu, „kommen Sie einfach,
wir nehmen alle mit!“ Viele kommen an diesem Pfingstwochenende und den
Tagen danach, um eine Spazierfahrt in der Rikscha „Chat“ zu genießen: Junge
und Ältere, Eltern und Kinder, Ehrenamtliche, Beirats- und Gremienmitglieder,
Volleyballer:innen, Fans, Landwirte und eine kleine Queen im rosa
Prinzessinnenkleid. Der Einstieg ist barrierefrei – für etliche guter Grund, Stock
und Rollator stehen zu lassen und sich frohgemut in die Rikscha zu setzen.
Andere ringen mit eigenen kleinen „Barrieren“: „So was brauch ich noch nicht“,
lassen insbesondere Herren im besten Alter wissen, während manch Betagtere
mit Sehnsucht in der Stimme erklären: „Das ist nichts mehr für mich.“ Aber
dann steigen viele doch ein, und nach wenigen Metern ist klar: Hier gibt’s
einfach richtig Spaß, frische Luft und ein kleines Mini-Abenteuer – eben eine
Fahrt mit der Rikscha „Chat“.
Viele Wünsche…
Besondere Wünsche der Fahrgäste werden – soweit möglich – berücksichtigt:
etwas schneller, etwas langsamer, Extra-Kurven oder eine Kursänderung –
„bitte ohne Hubbel“ -, weil der Fahrgast erst kürzlich an der Bandscheibe
operiert worden ist. Ein Volleyballer möchte zum „Grünen Baum“, denn: „Das
war unsere alte Vereinsgaststätte“; und zwei Jugendliche wollen „einfach irgendwo am Feld“ abgesetzt werden.
Da wollen sie sich „hinchillen“. Kein Problem, aber Einstieg ohne Kippen. Na
klar, kein Ding. „Und das kostet wirklich nix? Alter, das ist unser Glückstag!“,
sagt der eine und macht es sich in der Rikscha bequem. Zwei Mädchen
schlagen vor, „einen Berg hochzufahren und dann ganz schnell runter“… da
stoßen selbst die Fahrer*innen der Rikscha an ihre Grenzen; aber Bahndamm
und Unterführung sorgen dann doch noch für Begeisterung und Geschrei – und
das Geschrei für Begeisterung. Viele Passagiere scheint die kleine Spazierfahrt
zu beflügeln: Es wird erzählt, ein Mann beginnt aus voller Kehle zu singen,
Volks-, Wander- und Abendlieder; drei Drittklässlerinnen rappen, was das Zeug
hält – am Wegesrand immer wieder freundliche Gesichter, Lächeln, Winken…
Viele Fragen
Was ist das? Haben Sie einen Motor? Ist es anstrengend zu radeln? Können wir
schneller? Was kostet eine Fahrt? Wie lange fahren Sie? Kann mein Hund
mitfahren? Kann ich für nachher reservieren? Kommen Sie nächste Wochen
wieder? Können wir nochmal?… Ja, Chat, das smarte Transportdreirad mit
Sonnensegel, das das Dreiradzentrum Frankfurt zur Verfügung gestellt hat,
verfügt über einen Motor…, aber, ja, man muss schon auch ordentlich treten,
sonst kann es mit den beiden Akkus schon mal knapp werden. Eine Rundfahrt
dauert zwischen 10-15 Minuten, je nach Nachfrage; und mit etwas Geduld,
gibt’s mit ziemlicher Sicherheit noch einen „Nachschlag“, auf den viele Kids an
allen Tagen tapfer warten. Die Mitnahme von Hunden bleibt der
Einzelfallprüfung vorbehalten – aber, klar, wenn man alle mitnehmen will,
müssen auch hier Lösungen gefunden werden – irgendwo zwischen
Anschnallpfllicht und artgerechter Haltung.
Alle mitnehmen – manche abholen
Nachdem am zweiten Tag zunächst nur vereinzelte Fahrgäste zum Startplatz
der Rikscha am Rodheimer Bürgerhaus fanden, begaben sich die Grünen Radler
kurzerhand dorthin, wo bei der ersten Spazierfahrt erheblicher Bedarf gesichtet
worden war: Vor der Sporthalle erholten sich die Volleyballer:innen, die zur
Deutschen Meisterschaft der Senioren und Seniorinnen angereist waren. Raus
aus der Halle, rein in die Rikscha: In bester Laune, teilweise mit kühlem Getränk
und ohne Schuhe genossen die Sportler*innen die erfrischende Spazierfahrt
durch die alten Gässchen. „Wusstest du, dass es hier so schön ist?“, fragt einer
seinen Teamkollegen überrascht, „dabei wohn´ ich jetzt seit 13 Jahren hier…“.
Es geht noch hoch her an diesem sonnigen Nachmittag, einschließlich
abendlicher „Verlängerung“ der „Spielzeit“ respektive Fahrtzeit. „Wir haben die
Leute im Wortsinn dort abgeholt, wo sie waren“, erzählt Grünen-Sprecher
Marc Schäfer. Dann ist Schicht für diesen Tag und die Rikscha kommt zum
sicheren Übernachten in die immer hilfsbereiten Hände von Bauer Lempp.
Rikscha, Eis und Pizza
Ein gemütliches Ensemble aus Tischen, der Duft frischer Pizza und Eis zum
halben Preis – das erwartet alle, die am Pfingstsonntag ans Schwimmbad
kamen, weil sie Lust auf eine Rikschafahrt, auf Paolos köstliche Pizza oder Eis
hatten – oder auf alles. Paolo Orlandi und seine Kolleg:innen vom
Ausländerbeirat hatten sich in die Rikscha-Aktion der Rosbacher Grünen
eingeklinkt, um in gemütlicher Atmosphäre ins Gespräch zu kommen. Viele
Runden dreht der Vorsitzende Macro Zanfino an diesem Tag mit Rosbacher
Bürgerinnen und Bürgern: „Es ist wichtig, präsent und ansprechbar zu sein,
gerade für uns als Ausländerbeitrat.“ Das gelang – nicht zuletzt dank
überraschend gutem Wetter. Gewitter, Sturm und Regen waren angesagt.
Allein: Bürgermeister Maar, der an diesem Tag vorbeischaute, mag kein
schlechtes Wetter. Also blieb es schön. Nur kurz zogen ein paar Wölkchen über
die Stirn besorgter Bürger*innen, als die Rikscha, in die der Bürgermeister
eingestiegen war, ohne ihn zurückkehrte. Was sie denn mit dem Bürgermeister
gemacht habe, wurde die Grüne Radlerin, Kirsten Salein, gefragt. „Er sei
wohlauf“, versicherte diese, und nachdem der erste Stadtrat, Stephan
Schmidthals, nicht widersprach, schien über allem wieder die Sonne. Sie hielt
bis die Aktion, bei der alle mitgenommen wurden, am Nachmittag ausklang.