Guten Tag,
heute ist Ostermontag. Der letzte Feiertag eines sonnigen Osterfestes. Blumen und Bäume stehen in voller Blüte. Es duftet, summt, brummt und zwitschert. Frühling, ein wunderbares Gefühl. Aufbruch, Lebensfreude, Aufschwung, Geselligkeit.
Wir öffnen unsere Fenster und Türen. Da ist es wieder dieses ungute Gefühl. Uns begegnen Menschen mit Mundschutz und Handschuhen. Alle halten Abstand. Die Medien zeigen uns Kranke und Tote. In Bergamo bringt das Militär die Toten aus dem Krankenhaus. In New York stehen Zelte für die Versorgung der Kranken. Es fehlen Särge und die Krematorien sind überfüllt. In Indien demütigen Ordnungshüter Menschen, die gegen das Ausgehverbot verstoßen.
Der Coronavirus hat die Welt fest in Griff. Seuchen kannten wir hierzulande nur aus der Geschichte. Albert Camus beschrieb in seinem 1947 veröffentlichten Roman Die Pest, wie die schwarze Seuche in der algerischen Stadt Oran wütete und bereits viele Jahre zuvor, im Jahre 1827 veröffentlichte Alessandro Manzoni seinen Roman Die Verlobten, der von dem schwarzen Tod in Norditalien (insbesondere in Mailand und Bergamo) berichtet. Wer diese Bücher gelesen hat, erinnert sich wahrscheinlich sein Leben lang an die grauenvollen Beschreibungen. Und doch … all dies war für die meisten von uns bislang weit entfernt von jeglicher Realität.
Nun ist die Fiktion zur Wirklichkeit geworden. Die Auswirkungen für uns sind vielfältig und die Sorgen groß.
Ärzt*innen und Pflegepersonal arbeiten rund um die Uhr. In der Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung fehlen helfende Hände. Viele Geschäfte sind geschlossen und die wirtschaftlichen Konsequenzen rauben Inhaber*innen und Personal den Schlaf. Für Eltern ist es ein Kraftakt, Kinderbetreuung und Beruf gleichzeitig zu stemmen. Dies sind nur einige Beispiele. Die Aufzählung aller Nöte und Ängste ist lang. Wir nehmen die Sorgen ernst.
Wir danken allen die sich engagieren. Unser Dank gilt auch unserer Stadtverwaltung, die in diesen Tagen mit vielen hilfreichen Angeboten den Bürger*innen zur Seite steht.
Bedanken möchten wir uns auch bei Landes- und Bundespolitikern, die seit Wochen unter Hochdruck arbeiten. Tarek Al-Wazir und Thomas Schäfer haben gemeinsam mit ihren Teams einen Plan entwickelt, Kleinstunternehmen zu helfen und den größeren Unternehmen zur Seite zu stehen. Wir denken an diesem Osterfest auch an die Famile von Herrn Schäfer, der nicht mehr unter uns ist.
In den vergangenen Wochen hat sich unser Ortsverband für die Aufnahme von Kranken aus Italien eingesetzt. Wir sprechen unserem Gesundheitsministerium unseren Dank für die Bereitschaft, auch in Hessen französische Patient*innen und italienische Schwerkranke aus der hessischen Partnerregion Emilia-Romagna aufzunehmen.
Als überzeugte Europäer*innen sind wir der Ansicht, dass sich Grenzen in Zeiten der Not nicht schließen, sondern öffnen müssen. Das ist der europäische Gedanke und dafür stehen wir.
In der vergangenen Woche titelte Die Welt „Frau Merkel bleiben Sie standhaft“. Der Autor Christoph B. Schiltz schrieb, dass Gelder europäischer Finanzhilfen in Italien an die Mafia fließen würden. Die Antwort des italienischen Außenmistern Luigi di Maio lautete: „Wir wollen nicht, dass andere Länder unsere Schulden zahlen. Italien weint heute um die Coronavirus-Opfer, aber das Land trauerte und trauert auch heute noch um die Opfer der Mafia. Das ist nicht der Moment für solche polemischen Äußerungen.“ Es folgten Kommentare und – natürlich – der Angriff des italienischen Flügels auf uns Deutsche.
Wir schließen uns den Worten Di Maios an. Es kann und darf nicht sein, dass wir uns gegenseitig verletzen. Das gilt heute und für die Zukunft. Angesichts der tragischen Situation in Italien, der Toten und Kranken und der seit Wochen vollkommen am Boden liegenden Wirtschaft möchten wir uns dem Spendenaufruf des italienischen Generalkonsultats in Frankfurt anschließen:
Der italienische Zivilschutz „Protezione Civile“ hat ein Spendenkonto für die COVID-19 Notlage in Italien gemäß dem Dekret Nr. 18 vom 17.03.2020 (sogenanntes Dekret „Cura Italia“) eingerichtet. Spenden können durch Banküberweisung aus Italien und dem Ausland auf folgendes Konto überwiesen werden:
Kontoinhaber: Pres. Cons. Min. Dip. Prot. Civ.
Bankinstitution: Banca Intesa Sanpaolo Spa
Filiale di Via del Corso, 226 – Roma
IBAN: IT84 Z030 6905 0201 0000 0066 387
BIC: BCITITMM
Verwendungszweck: Emergenza Coronavirus
Wir danken unseren Kirchen, die allabendlich mit ihren Glockengeläut zum Gebet einladen und möchten konfessionsübergreifend dazu einladen. Zünden sie eine Kerze im Fenster zum Zeichen der Verbundenheit an und bleiben Sie gesund.
Herzliche Ostergrüße und einen friedvollen Ostermontag im Kreise Ihrer Familie
Im Namen des Rosbacher Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen
Michaela Colletti
Michaela Colletti
michaela.colletti@gruene-rosbach.de
Vorstandssprecherin
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Ortsverband Rosbach
(Tel. 06003-6277)