Die Natur wiederherstellen

GRÜNE EU-Abgeordnete Jutta Paulus zu Besuch in Rosbach

Mit Jutta Paulus hat die ehemalige Rosbacher Stadtverordnete Michaela Colletti die Schulbank der Gießener Herderschule gedrückt. Jutta Paulus ist eine von 705 Abgeordneten des Europäischen Parlaments und gehört zur Fraktion der GRÜNEN. Zusammen mit Rosbacher, Rodheimer und Wetterauer GRÜNEN traf sie Bürgermeister Steffen Maar und den ehemaligen Revierförster Heinz Sill. Das Thema: Das 1.000-Mulden-Projekt und der aktuelle Zustand des Rosbacher Waldes.

Die Tour durch den Wald startete auf Kahlflächen. Sie machen etwa 160 der 1.200 Hektar des Rosbacher Waldes aus. Deren Wiederbewaldung wird weitgehend der Natur überlassen. Wie sie ohne den Verbiss des Schalenwildes funktioniert, zeigt sich in den eingezäunten „Weisergattern“. Hier kommt der natürliche Prozess schneller voran. Laut Bürgermeister Maar soll dieser Prozess erst mal ungestört weiterlaufen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt soll mit Hegemaßnahmen eingegriffen werden.

Auf den Kahlflächen fallen die Mulden auf. Maar und Sill berichteten von der massiven Bodenverdichtung durch die ehemaligen militärischen Aktivitäten im Taunuswald und auch daraus resultierenden Wassereinbrüchen in die Ortslage bis hin zu Erdrutschen, die an der Autobahn endeten. Das Entstehen der Kahlflächen verschärfte das Problem. Es wurde experimentiert, aber erst das Anlegen der Mulden löste das Problem. Sie entpuppen sich gar als Mehrfachproblemlöser. Sie halten das Wasser zurück, schützen also vor Hochwasser. Sie befördern die Grundwasserneubildung und schaffen zugleich neue Habitate für Pflanzen und Tiere. Vorangebracht wurde die Idee der Schaffung von Mulden durch die kooperative Zusammenarbeit von Stadt, Unterer Naturschutz- und Wasserbehörde sowie des Bauamtes beim Kreis. Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln, die für den Naturschutz bereitstanden.

Was macht der Klimawandel mit dem Rosbacher Wald? Die Kahlflächen, oftmals Folge von Stürmen und Fichten-Monokulturen sind das eine Zeichen. Das andere sind, deutlich sichtbar, durch zu starke Sonneneistrahlung beschädigte Kronen bei den Buchenbeständen. Maar und Sill setzen auf das Entstehen von Mischwäldern, die von vier bis fünf Baumarten geprägt werden. Aus heutiger Sicht seien sie das beste Mittel der Wahl gegen zunehmende Wetterextreme, denen auch der Wald ausgesetzt sein wird.

Das Thema Natur prägte auch das abschließende Treffen von Jutta Paulus mit dem Ortsverband der GRÜNEN. Kürzlich hatte das EU-Parlament mit knapper Mehrheit das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur beschlossen. Jutta Paulus hatte dabei eine maßgebliche Rolle. Das Gesetz verpflichtet alle EU-Mitgliedsstaaten, zerstörte Natur wieder in einen guten ökologischen Zustand zu bringen und so den Bestand von Bestäubern, natürlichen Ressourcen, sauberer Luft und sauberem Wasser zu sichern. Damit wäre das Gesetz ein entscheidender Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise. Jutta Paulus machte aber auch deutlich, dass die Parlamentsentscheidung nur ein wichtiger Schritt ist. Die endgültige Ausgestaltung des Gesetzes erfolgt im sogenannten Trilogverfahren zwischen Parlament, Rat und Kommission. Das startet nach Jutta Paulus Sommertour nach Ende der Sommerpause.